Du sorgst für das Land und tränkst es; du überschüttest es mit Reichtum. Der Bach Gottes ist reichlich gefüllt, du schaffst ihnen Korn; so ordnest du alles. Du tränkst die Furchen, ebnest die Schollen, machst sie weich durch Regen, segnest ihre Gewächse. (Ps 65,10-11)
Der Psalm 65 ist ein Lied zum Erntedank. Gott ist es, der für das Land sorgt. Aus seiner Fülle wird die Erde satt. Er tränkt sie mit Regen. Wo kein Regen fällt, verdorrt das Land. Ohne Wasser gibt es keine Pflanzen. Wasser ist lebensnotwendig. Gott schenkt Regen, aber auch wir müssen verantwortungsvoll mit Wasser umgehen, dürfen es nicht achtlos verschwenden. Wir müssen dafür sorgen, dass die Erde nicht vertrocknet. Wir dürfen die Erde nicht zerstören, indem wir sie ausbeuten, die Böden auslaugen und die Wälder roden. Die Natur kann nicht grenzenlos geben. Wir müssen auf die natürlichen Kreisläufe achten. Gott hat alles geschaffen, was wir zum Leben brauchen, aber wir müssen es bewahren.
Guter Boden bringt unter günstigen Wetterbedingungen und richtiger Pflege reichlich Nahrung hervor. Auch mit den Früchten der Erde müssen wir verantwortungsvoll umgehen. Wir dürfen nicht verschwenderisch einkaufen und dann Nahrungsmittel wegwerfen. Wir können die Produktion von Nahrungsmitteln mitbestimmen. Wenn heute viele Nahrungsmittel in ausbeuterischer Weise hergestellt werden, damit sie billig sind, wenn Böden ausgelaugt und Tiere unter qualvollen Bedingungen gehalten werden, dann sind wir dazu verpflichtet, Lebensmittel zu suchen, die gerecht produziert werden, durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Böden und Tieren, auch wenn das teurer ist.
Wir dürfen uns nicht von der Fülle in unseren Regalen blenden lassen. Wenn wir nicht jetzt anfangen, in großem Stil verantwortungsvoller mit der Natur umzugehen, wenn wir nicht wieder lernen, Nahrungsmittel zu schätzen, dann kann diese Fülle schneller verloren gehen, als wir denken. Reichlich gefüllte Bäche sind seit jeher Zeichen für Gottes Segen. Handeln wir so, dass uns dieser Segen erhalten bleibt!
Genügend Wasser und Nahrung bedeutet Ordnung. Das weiß schon der Beter des Psalms. Da, wo Wasser und Nahrung fehlen, bricht leicht die Ordnung zusammen, kommt es zu Feindschaft und Krieg. Es muss die oberste Sorge der Regierungen sein, unsere Umwelt zu schützen, damit die uns auch weiterhin diese Fülle schenken kann. Aber auch jeder einzelne muss hier seinen Beitrag leisten.
Du krönst das Jahr mit deiner Güte, deinen Spuren folgt Überfluss. (Ps 65,12)
Bildner der ganzen Schöpfung, der du die Jahresabschnitte und Zeiten in deiner eigenen Vollmacht festgesetzt hast, segne den Jahreskranz deiner Güte! Bewahre dein Volk und dein Land, auf die Fürbitte der Gottesgebärerin und errette uns!
So heißt es in einem Gebet der Ostkirche. Seit jeher bestimmt der Wechsel der Jahreszeiten und der damit verbundene Kreislauf der Natur das Leben des Menschen. Es gibt Zeiten zum Säen und Zeiten zum Ernten. Heute hat die Landwirtschaft nicht mehr diese lebensbestimmende Bedeutung im Leben des Menschen, ein Großteil der Menschen lebt in den Städten. In unserer Gesellschaft macht sich immer mehr eine Beliebigkeit breit. Immer weniger erleben bewusst den Wechsel geprägter Zeiten. Kirchliche Feste verlieren an Bedeutung. Was davon als Volksbrauch noch lebendig ist, wird immer mehr verwässert. Weihnachtsgebäck gibt es schon am Ende des Sommers, Weihnachtslieder wenigstens ab November. Wie können wir geprägte Zeiten lebendig halten angesichts des Wandels in unserer Gesellschaft?
In der Steppe prangen die Auen, die Höhen umgürten sich mit Jubel. Die Weiden schmücken sich mit Herden, die Täler hüllen sich in Korn. Sie jauchzen und singen. (Ps 65,13-14)
Die ganze Natur stimmt den Lobpreis Gottes an. Noch einmal geht der Blick hinaus in die Welt. Waren da zuerst Bäche und Felder mit reifem Korn, so sind es jetzt die großen Wiesen der Steppe, die grünen Höhen der Berge. Hier weidet das Vieh, Zeichen des Reichtums einer Kultur. Es gibt dem Menschen Fleisch, aber auch andere wichtige Rohstoffe wie Wolle und Leder. Wenn wir all das betrachten erkennen wir: Gott hat alles sehr gut gemacht.
Wir sagen dir Dank, guter Gott,
für die Schönheit deiner Erde und des Meeres,
für den Reichtum der Berge, Ebenen und Flüsse.
Wir sagen dir Dank, Herr,
für die Vögel des Himmels,
die Fische in den Meeren und Flüssen,
für die ganze Tierwelt, die sich auf Erden regt.
Für all diese guten Gaben loben wir dich und bitten,
dass wir Menschen sie schützen mögen,
um ihrer selbst willen und für die,
die nach uns kommen.
Hilf uns, dass wir wachsen in Dankbarkeit
für deine reiche Schöpfung
und in unserer Freude an ihr,
zur Ehre und zum Preis deines Namens,
jetzt und für alle Zeit.
Amen.