Genesis 28,1

Jakob-Israel

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Isaak rief Jakob, segnete ihn und befahl ihm: Nimm keine Kanaaniterin zur Frau! (Gen 28,1)

Es ist nicht leicht, in den Geschichten der Väter eine klare Trennlinie zwischen den einzelnen Personen zu ziehen. Die Geschichte Abrahams beginnt bereits mit der Zerstreuung der Menschen als Folge des Turmbaus zu Babel. Abraham ist Teil dieser großen Migrationswelle, auf der Gott ihm das Ziel vorgibt. Während sein Vater Nahor nur bis Haran gekommen ist, setzt Abraham zusammen mit seinem Neffen Lot die Wanderung fort in das ihm von Gott verheißene Land Israel, in dem er sich noch als Fremder unter anderen Völkern aufhält. Obwohl bis ins hohe Alter kinderlos, verheißt ihm Gott, dass seinen Nachkommen dieses Land, in dem er als Fremder lebt, einst gehören wird.
Isaak ist der Sohn der Verheißung. In der mysteriösen Geschichte von der geplanten Opferung Isaaks stellt Gott Abraham auf die Probe, ob er wirklich Gott vertraut, oder sich nur auf seine eigene Kraft verlässt. Isaak selbst begegnet uns vor allem in der Geschichte über seine Heirat mit Rebekka, die die Bibel sehr ausführlich erzählt. Ansonsten erscheint er eher als ein Zwischenglied, das Abraham mit Jakob verbindet. Möglicherweise hat die Bibel durch die Genealogie der Genesis zunächst voneinander unabhängige Vätergeschichten zusammengeführt, indem sie diese in eine chronologische Reihenfolge von Vater-Sohn Beziehungen gebracht hat.
Ebenso wie Abraham hat auch Isaak einen weiteren Sohn, dessen Nachkommen nicht zum auserwählten Volk Israel gehören. Die Zwillingssöhne Isaaks, Jakob und Esau, sind sich bereits im Mutterleib feind. Obwohl Esau als erster den Schoß seiner Mutter Rebekka verlässt, läuft die Linie der Verheißung nicht über ihn, sondern über Jakob. Ausführlich berichtet die Bibel davon, wie Esau durch sein wildes Verhalten als Jäger und seine Beziehung mit einheimischen Frauen sein Vorrecht als Erstgeborener verspielt und dann auch noch sein Erstgeburtsrecht leichtfertig für ein einfaches Linsengericht verkauft. Als er dann auch noch durch die gemeinsame List von Rebekka und ihrem Lieblingssohn Jakob den Erstgeburtssegen seines Vaters Isaak verliert, kommt es zum offenen Streit zwischen den Brüdern und Jakob muss sein Elternhaus verlassen.
Mit dem Wegzug Jakobs von Isaak und Rebekka können wir die eigentliche Geschichte Jakobs beginnen lassen. Wir können erkennen, dass hier nun auch die Schauplätze wechseln. Während die Geschichten um Abraham und Isaak vor allem im Süden Israels in der Gegend um Hebron und im Negev angesiedelt waren, kommt nun der Norden Israels in den Blick und wir erfahren gleich als erstes den Gründungsmythos des bedeutendsten Heiligtums des Nordreiches, Bet-El. Die folgenden Kapitel schildern den Aufenthalt Jakobs Laban, dem Bruder seiner Mutter Rebekka. Wie bereits Isaak, so soll sich auch Jakob eine Frau aus der im Norden Mesopotamiens verbliebenen Sippe des Abraham-Bruders Nahor nehmen.
Während Isaak nicht selbst in ein fernes Land reisen musste, sondern die Brautwerbung durch einen Diener erfolgte, muss Jakob selbst den weiten Weg auf sich nehmen. Während Rebekka sofort ihre Heimat verlassen hat, muss Jakob mehrere Jahre für Laban arbeiten, bis dieser schließlich seine beiden Töchter Lea und Rahel frei gibt. Mit seinen beiden Frauen Lea und Rahel und deren Mägden Silpa und Bilha hat Jakob zwölf Söhne, die zu den Stammvätern der zwölf Stämme Israels werden. Israel aber ist der Beiname Jakobs, aus dem das ganze Volk Israel hervorgeht. Diesen Ehrennamen verleiht ihm Gott selbst, nach dem mystischen Kampf bei der Rückkehr in das gelobte Land (Gen 32,23-33).