Exodus 15,22-27

Wasser in der Wüste

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Exodus
Mose ließ Israel vom Roten Meer aufbrechen und sie zogen zur Wüste Schur weiter. Drei Tage waren sie in der Wüste unterwegs und fanden kein Wasser. (Ex 15,22)

Israel ist aus Ägypten ausgezogen, am Schilfmeer hat Gott sein Volk vor den Ägyptern gerettet. Der Durchzug durch das Meer und das Siegeslied des Mose bilden eine Zäsur. Ägypten ist fortan Geschichte. Nun fängt etwas Neues an. Israel zieht in sein eigenes Land. Doch bis das Volk dort ankommt, ist es ein weiter Weg. Der gesamte verbleibende Umfang der Fünf Bücher Mose ist diesem Weg gewidmet. Dabei nehmen die Ereignisse auf diesem Weg nur einen geringen Teil ein. Der größte Teil besteht aus dem Bundesschluss am Sinai zwischen Gott und Israel und der damit in Verbindung stehenden Gesetzessammlung, die Gott Israel durch Mose vermittelt.
Das Buch Levitikus bildet das Zentrum des Pentateuch und wird gerahmt von Exodus und Numeri. Die nun beginnende Wüstenwanderung in Ex 15-18 zum Sinai hat ihr Gegenstück ab Num 11, wo geschildert wird, wie Israel vom Sinai aufbricht und an die Grenze des verheißenen Landes weiterzieht. Die in Ex 15 und 16 geschilderten Speise- (Manna) und Wasserwunder (Wasser aus dem Felsen) wiederholen sich in Num 11 und 20. Wir können davon ausgehen, dass die Autoren des Pentateuch bewusst diese Parallelität geschaffen haben. In Numeri zeigt sich auch, dass das Volk trotz des Bundesschlusses nichts dazugelernt hat. Wie vor dem Bundesschluss murrt es auch weiterhin gegen Mose und Gott und vertraut nicht darauf, dass Gott seine Zusage, das Volk zu beschützen und zu vermehren, einhält. Doch die Strafen für das mangelnde Vertrauen werden härter. Wird der Zweifel in Ex 15/16 noch geduldet, weil das Volk einfach noch unerfahren ist, hat der Zweifel in Numeri zur Folge, dass weder die Generation der aus Ägypten Ausgezogenen noch Mose selbst in das verheißene Land einziehen dürfen.

Als sie nach Mara kamen, konnten sie das Wasser von Mara nicht trinken, weil es bitter war. Deshalb nannte man es Mara. Da murrte das Volk gegen Mose und sagte: Was sollen wir trinken? (Ex 15,23-24)

Wasser ist das, was der Mensch am nötigsten zum Leben braucht. Maximal drei Tage kann der Mensch ohne Wasser überleben. Diese Grenze ist nun erreicht. Bereits nach drei Tagen scheint der so triumphal begonnene Auszug aus Ägypten ein jähes Ende zu nehmen, weil das Volk in der Wüste zu verdursten droht. Kein Wunder, dass die Israeliten murren. Ein Leben als Sklaven wäre dem Tod in der Wüste vorzuziehen gewesen. Sie finden zwar Wasser, aber dieses Wasser ist ungenießbar. Doch Gott findet eine Lösung. Er kann das bittere Wasser süß und genießbar machen. Gott sorgt für sein Volk. Auch in der kargen Wüste sichert er das Überleben. Mehr noch, nach kurzer Zeit finden sie eine Oase, in der es Wasser im Überfluss gibt.

Er schrie zum Herrn und der Herr zeigte ihm ein Stück Holz. Als er es ins Wasser warf, wurde das Wasser süß. Dort gab er dem Volk Gesetz und Rechtsentscheide und dort stellte er es auf die Probe. Er sagte: Wenn du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst und tust, was in seinen Augen recht ist, wenn du seinen Geboten gehorchst und auf alle seine Gesetze achtest, werde ich dir keine der Krankheiten schicken, die ich den Ägyptern geschickt habe. Denn ich bin der Herr, dein Arzt. Dann kamen sie nach Elim. Dort gab es zwölf Quellen und siebzig Palmen; dort am Wasser schlugen sie ihr Lager auf. (Ex 15,25-27)

Gott ist der Arzt seines Volkes. Sie brauchen keine Wunderheiler und Scharlatane. Gott kümmert sich um sein Volk. Er versteht es, Krankheiten zu heilen. Das wird besonders in Jesus sichtbar. Er zeigt, wie Gott sein Volk heilen möchte. Wir aber sind wie Israel in der Wüste und zweifeln an Gottes Wundern. So hindern wir Gott daran, dass er sich als Arzt und Helfer zeigen kann. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die das Vertrauen in Gott haben, das bereits Mose das Volk gelehrt hat und das Jesus uns gezeigt hat. Die Oase von Elim, wo Gott dem dürstenden Volk Wasser im Überfluss schenkt, kann ein Bild sein, das uns in unserem Leben immer wieder daran glauben lässt, dass die Hoffnung auf Gott nicht vergebens ist.