Auch für Gott entsteht eine Straße, wir würden heute vielleicht sagen eine Autobahn, die sein Kommen zu den Menschen einfach macht. Wenn es einen ebenen und geraden Weg gibt, kann man leicht und schnell auch in entlegene Gegenden kommen. Johannes der Täufer ist so ein Wegbereiter für Gott, aber nicht indem er mit Hacke und Schaufel eine Trasse für eine Straße baut, sondern indem er die Herzen der Menschen vorbereitet.
Harte Herzen sind das größte Hindernis für das Kommen Gottes in diese Welt. Daher müssen die Herzen der Menschen vorbereitet werden. Nicht alle hatten ein offenes Herz für Gott. Einige Verse weiter werden wir sehen, wie der Täufer bereits den Widerstand der Pharisäer und Sadduzäer zu spüren bekommt, die sich später auch Jesus in den Weg stellen und für seine Hinrichtung sorgen. Aber von den einfachen Menschen kommen viele zu Johannes und später zu Jesus. Sie sind bereit zur Umkehr, bereit zu einer ganz neuen Begegnung mit dem Gott Israels, der allen Menschen auf der ganzen Welt das Heil schenken möchte.
Wie sieht es heute aus mit den bereiten Herzen? Bei vielen Menschen findet Gott heute keinen geraden und breiten Weg in die Herzen vor, sondern einen mit vielen Hindernissen, der oft auch noch mit schweren Barrieren verschlossen ist. Die Menschen scheinen Gott heute weniger zu brauchen als eh und je. Viele Mysterien, die Menschen früher auf göttliche Kräfte zurückgeführt haben, lassen sich heute rein wissenschaftlich erklären. Für das geistige Wohlbefinden kann man sich an einen Psychologen wenden. Und mit dem Begriff Heil kann kaum mehr jemand etwas anfangen.
Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. (Mt 3,4-6)
Hart ist das Leben Johannes des Täufers, hart sind die Worte seiner Predigt. Von Gottes Ruf getroffen ist er in die Wüste gegangen, in die steinige Einöde im Osten Israels. Karg ist sein Leben, bekleidet mit einem einfachen Mantel aus Kamelhaar ernährt er sich von dem, was ihm die Wüste bietet: von Heuschrecken und wildem Honig. Dann ruft ihn Gott, das Wort an das Volk Israel zu richten, dass die Zeit da ist, in der Gott den Messias senden wird, den das Volk schon so lange sehnsüchtig erwartet. Durch Umkehr soll sich Israel für ihn bereit machen.
Wenn wir es recht betrachten, so scheint Johannes der Täufer damals auf einem ganz aussichtslosen Posten gestanden zu haben. In der Einöde in der Nähe des Flusses Jordan kündigt er einen Heilsbringer an, von dem die ganze Welt erfahren soll, und gibt sich als dessen Wegbereiter aus. Ein Irrer, wie es viele auf der Welt gibt? Doch an den Früchten wird man erkennen, was ein echter Prophet ist.
Das Wort des Johannes bleibt nicht ungehört. Viele sind es, die sich von Jerusalem und ganz Judäa auf den beschwerlichen Weg an den Jordan machen. Sie bekunden ihre Bereitschaft zur Umkehr durch den Empfang der Taufe. Johannes scheint auch sehr detaillierte Anweisungen gegeben haben, wie die Menschen ihre Bereitschaft zur Umkehr in ihrem Leben zum Ausdruck bringen können.
Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand; und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen. (Mt 3,7-12)
Der Messias, den Johannes verkündet, wird zum Gericht auf die Erde kommen. Eindrucksvoll ist das jedem Menschen damals vertraute Bild, wenn bei der Ernte die Spreu vom Weizen getrennt wird und jeder kann sich vorstellen, wie die trockene Spreu in kürzester Zeit vom Feuer verbrannt wird. Wir dürfen uns da ein großes Feuer vorstellen, eine Art Weltenbrand, und ein solch großes Feuer erhitzt die Luft, so dass ein Sturm entsteht. Doch dieser Feuersturm, den wir dann an Pfingsten erleben, wird ein ganz anderer sein als der, den sich Johannes ausgemalt hat.
Am dritten Adventssonntag werden wir die zweifelnde Frage des Johannes hören, ob Jesus Christus wirklich der Messias ist, den er angekündigt hat. Denn wenn wir auf das Leben Jesu schauen, so offenbart sich in ihm nicht ein Gott des Gerichtes, sondern ein Gott der Barmherzigkeit. Auch Jesus wird von der Notwendigkeit der Umkehr sprechen, von der Entscheidung für ein Leben, das Gottes Liebe zum Ausdruck bringt, von einem Gericht, das der Welt bevorsteht. Doch Jesus tut das nicht mit donnernden Worten. Er tut es, indem er Gottes Barmherzigkeit zeigt und deutlich macht, dass ein Mensch nur gewinnen kann, wenn er sich in die Hände dieses barmherzigen Gottes gibt.