Jesus fuhr im Boot wieder ans andere Ufer hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm. (Mk 5,21-24a)
Der folgende Abschnitt umfasst zwei Heilungsgeschichten. In beiden ist der Glaube an den Gott, der Leben ist und Leben schenkt, der entscheidende Punkt.
Als Jesus mit seinen Jüngern wieder am jüdischen Ufer des Sees Gennesaret ankommt, kann er sich kaum vor dem Andrang der Menge retten. Mitten im Gedränge ragen zwei Menschen heraus, denen sich Jesus nun ganz besonders zuwendet.
Als erstes kommt zu ihm Jairus, der Vorsteher der Synagoge des nicht näher benannten Ortes. Der Synagogenvorsteher war eine angesehene Persönlichkeit, der sowohl religiöse als auch administrative Aufgaben innehatte und dessen Wort im Ort viel galt.
Ihm ist sicher bekannt, dass Jesus in den Augen der religiösen Führer der Juden, an denen er sich eigentlich orientieren sollte, nicht viel galt. Ebenso müsste auch er Jesus ablehnend gegenüberstehen, aber er wagt es, einen Schritt zu tun, der seinen offiziellen Amtspflichten widerspricht. Wahrscheinlich riskiert er, mit dem, was er nun tut, sogar seine Stellung zu verlieren.
Mitten durch die Menge hindurch geht er auf Jesus zu und bittet ihn darum, seine Tochter, die im Sterben liegt, zu heilen. Vielleicht ist Jesus der letzte Strohhalm, an den er sich klammert, um seine geliebte Tochter zu retten, aber es sieht mehr danach aus, dass er fest daran glaubt, dass Jesus der Gesalbte Gottes ist, der gekommen ist, um sein Volk von Sünde und Tod zu befreien. Er fällt vor Jesus auf die Knie und bittet ihn, mit ihm zu kommen.
Der Glaube des Jairus wird auf eine harte Probe gestellt. Schreiend wird er durch die Menge den Weg für Jesus gebahnt haben, damit er möglichst schnell in sein Haus zu seiner Tochter gelangt. Vielleicht ist er schon weit voraus gelaufen und merkt plötzlich, dass Jesus nicht mehr hinter ihm ist. Jesus hat es nicht so eilig. Er begegnet noch einem anderen Menschen, der seine Hilfe braucht, und nimmt sich auch für diesen Menschen Zeit. Mit Jairus bleiben wir in der bangen Erwartung, was nun mit seiner Tochter geschehen wird.