Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon waren gekommen, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Und die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte. (Lk 6,17-19)
Nachdem Jesus die Zwölf erwählt hat, steigt er vom Berg hinab und trifft auf eine große Menschenmenge, das neue Volk Gottes, das sich erwartungsvoll nach Gottes Heil und Lehre sehnt. Nachdem Jesus sich der Krankheiten und Nöte der Menschen angenommen hat, beginnt er, sie zu lehren. Da Jesus hier nicht wie bei Matthäus von einem Berg herab redet, sondern mitten unter den Menschen steht, wird seine Rede im Gegensatz zur Bergpredigt des Matthäus bei Lukas Feldrede genannt. Bei Lukas fällt die Rede Jesu kürzer aus als bei Matthäus und Lukas setzt einige eigene Akzente, es gibt jedoch auch viele Übereinstimmungen, weshalb ich für die Auslegung auf die Parallelstellen aus der Bergpredigt verweisen möchte.
Er richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. (Lk 6,20)
"Selig ihr Armen!" - Bei Lukas spricht Jesus sehr konkret. Doch wer sind die - die Armen? Ist automatisch schon jeder, der sehr wenig besitzt, ein Armer - und jeder, der ein gewisses Vermögen hat, reich?
Sind die Worte Jesu nur eine Vertröstung auf das Jenseits und gar eine Einladung zum Nichtstun? Das mit Sicherheit nicht. Man muss immer das Evangelium als Ganzes sehen und da erkennen wir, dass Jesus immer wieder die Menschen dazu aufruft, ihre Begabungen für andere einzusetzen.
Also sich mit allen Kräften abrackern und es doch zu nichts bringen? Wenn man als Gewinn seiner Anstrengungen Reichtum und Macht erhofft, dann ist man sicher nicht auf dem Weg, den Jesus uns hier weist. Der Lohn wird nicht in irdischer Währung ausgezahlt. Wenn wir mit unseren Talenten wuchern, wird der Gewinn uns auf einem anderen Konto gutgeschrieben.
Der Glaube ist kein Mittel dazu, hier auf Erden die Freuden des Luxus zu genießen. Die Gläubigen brauchen nicht daran zu verzweifeln, wenn sie trotz ihres Glaubens arm sind, hungern, weinen und von den Menschen gemieden werden. Hat nicht Jesus all das selbst an sich erfahren?
Ein solcher Weg der Nachfolge kann hart sein - aber er lässt uns dem Herrn nahe sein und das allein ist es, was uns Glück und Seligkeit verleiht.
Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausstoßen und schmähen und euren Namen in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht.
Doch weh euch, ihr Reichen; denn ihr habt euren Trost schon empfangen. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh, wenn euch alle Menschen loben. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht. (Lk 6,21-26)
Jesus macht deutlich, dass seine Jünger nicht erwarten dürfen, dass sie hier auf der Welt von Nöten und Verfolgungen frei sein werden. Im Gegenteil, sie werden arm sein und verfolgt werden, und doch gehört ihnen das Reich Gottes. Sorgen sollen sich die Jünger eher dann, wenn sie reich sind und von allen gelobt werden, denn dann stimmt irgendetwas nicht mit ihrem Glauben. In allen Nöten aber sollen die Gläubigen voll Zuversicht sein. Gott ist mit ihnen und sie haben Teil an seinem Heil.