Wenn aber verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? (1Kor 15,12)
Paulus hat im vorangehenden Abschnitt den Glauben an die Auferstehung Christi aufgezeigt und durch die Nennung glaubwürdiger Zeugen deutlich bewiesen, dass Christus tatsächlich auferstanden ist.
Nachdem er viele Beweise für die Auferstehung vorausgeschickt hat, beweist er sie bündig aus der Auferstehung Christi. Denn, sagt er, die Propheten haben dieselbe geweissagt; der Herr hat sie durch seine Erscheinung bewährt; wir predigen sie, und ihr habt sie geglaubt. Er bringt also aus der Weissagung der Propheten, aus der Erfüllung derselben, aus der Predigt der Apostel und dem Glauben ihrer Schüler ein vierfaches, oder eigentlich gar ein fünffaches Zeugnis; denn der Grund seines Todes, dass er nämlich für die Sünden Anderer gestorben ist, spricht gleichfalls für seine Auferstehung. Ist aber diese Auferstehung erwiesen, so geht offenbar daraus hervor, dass auch die Toten auferweckt werden. (Johannes Chrysostomus)
Der Glaube an die Auferstehung ist also hinreichend bezeugt und ist das feste Fundament, auf dem die Christen stehen. Dennoch gibt es in Korinth einige, die im Gegensatz dazu lehren, dass es eine Auferstehung der Toten nicht gibt. Mit diesen Gegnern setzt sich Paulus im Folgenden auseinander.
Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube. Wir werden dann auch als falsche Zeugen Gottes entlarvt, weil wir im Widerspruch zu Gott das Zeugnis abgelegt haben: Er hat Christus auferweckt. Er hat ihn eben nicht auferweckt, wenn Tote nicht auferweckt werden. Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden; und auch die in Christus Entschlafenen sind dann verloren. Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen. (1Kor 15,13-19)
Der Lehre der Irrlehrer, die sagen, dass es eine Auferstehung der Toten nicht geben kann, begegnet Paulus zunächst mit dem Argument, dass jemand, der die Auferstehung von den Toten leugnet, in jedem Fall auch die Auferstehung Christi leugnet. Wahrscheinlich vertraten die Irrlehrer die Auffassung, dass zwar Christus irgendwie auferstanden ist, dass dies aber ein Einzelfall war, aus dem man nicht auf eine Auferstehung der Toten schließen kann.
Siehst du die gewaltige Kraft und den unüberwindlichen Eifer des Paulus, wie er den Gegnern nicht nur das Ungewisse aus dem, was gewiss und anerkannt ist, sondern auch eben das Anerkannte aus dem Ungewissen zu beweisen bemüht ist? Nicht als bedürfe das Geschehene eines Beweises, sondern weil er zeigen wollte, dass das eine ebenso glaubwürdig ist wie das andere. (Johannes Chrysostomus)
Paulus dreht sozusagen den Spieß um und sagt, dass eine Leugnung der Auferstehung der Toten in jedem Fall auch eine Leugnung der Auferstehung Christi bedeutet. Damit aber wird dem christlichen Glauben das Fundament entzogen. Christus ist auferstandenen als Erstling der Entschlafenen. Die Auferstehung ist ein wesentliches Kennzeichen der Erlösung. Wenn es aber keine Auferstehung gibt, dann gibt es folglich auch keine Erlösung. Die christliche Lehre wäre dann reiner Humbug und die Christen blieben weiter in ihren alten Sünden und wären letztendlich verloren. Sie müssten dann ihr Heil allein in diesem Leben suchen, aber gerade eine solche Einstellung widerspräche dem Christentum zutiefst. Ja Paulus sagt sogar, dass die Christen dann erbärmlicher daran wären als alle anderen Menschen.
Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. (1Kor 15,20)
In dem klaren Bekenntnis zur Auferstehung löst Paulus das Dilemma, in das die Leugner der Auferstehung die Menschen führen wollten. Wir spüren förmlich, wie uns diese Argumentation ergreift, wie Paulus hier seine Gegner vorführt. Wer ihnen folgt und die Auferstehung leugnet, der gehört zu den erbärmlichsten aller Menschen. Aber - keine Sorge! - Christus ist auferstanden! Dafür ist Paulus Zeuge und es gibt eine Menge Zeugen dafür und daher dürfen die Gläubigen Hoffnung haben und sind nicht erbärmlich dran, sondern gehören zu den Auserwählten Gottes.
Nachdem er die bösen Folgen gezeigt, die aus dem Mangel des Glaubens an die Auferstehung hervorgehen, wiederholt er dieses und spricht: "Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten!" Beständig setzt er hinzu: "von den Toten", um den Ketzern den Mund zu stopfen. "Als Erstling der Entschlafenen." Ist er aber der Erstling, so werden auch diese auferstehen. (Johannes Chrysostomus)
Paulus macht den Korinthern deutlich, dass Tod und Auferweckung Jesu Christi die Grundlage des Glaubens und die Voraussetzung für das Heil der Menschen sind. Ohne die feste Überzeugung, dass dies geschehen ist, bleibt der Glaube sinn- und kraftlos, die Annahme dieser Tatsache aber verleiht die Kraft, die das Leben verändert. Gott hat die Macht, Tote zum Leben zu erwecken und ein Gott, der diese Macht hat, vermag auch alles andere und wird sich stets für das Heil derer sorgen, die zu ihm gehören.
Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. (1Kor 15,21-22)
Die biblische Erzählung von Adam als ersten Menschen und vom Sündenfall im Paradies ist allgemein bekannt. Der Sünde Adams folgte die Vertreibung aus dem Paradies mit all den negativen Folgen für den Menschen. Auch im Paradies wäre Adam sterblich gewesen, jedoch hätte der Tod nicht diese zerstörerische Macht gehabt, die ihm in Folge der Sünde zugeschrieben wird. Die Erzählung vom Sündenfall will eine Erklärung dafür geben, wie in einer Welt, die Gott sehr gut geschaffen hat, Sünde, Leid und Tod überhaupt entstehen konnten. Auch wenn wir die biblische Erzählung nicht als Tatsache akzeptieren können, so ist doch die Tatsache unübersehbar, dass der Mensch immer wieder in Sünde fällt und in einer Welt aufwächst, die vom sündigen Verhalten der Menschen gekennzeichnet ist.
Gibt es für den Menschen eine Möglichkeit, der Macht von Leid, Sünde und Tod zu entkommen? Religionen und Philosophien zu allen Zeiten versuchen, dem Menschen eine Antwort auf diese Frage und Wegweisung zu geben. Fernöstliche Religionen sehen in der Meditation einen Weg, sich aus dem Kreislauf der Wiedergeburt zu befreien und schließlich in ein erfülltes Nichts, das Nirwana, einzugehen. Die Juden haben das Gesetz, von dem sie hoffen, dass dessen wörtliche Befolgung sie zu gerechten Menschen macht.
Der Mensch sehnt sich nach Glück und ewigem Leben, aber er kann die Grenze, die der Tod ihm setzt, nicht aus eigener Kraft überwinden und sich nicht selbst aus der Verstrickung der Menschheit in die Sünde befreien. Der Mensch bedarf der Erlösung, er bedarf der Befreiung aus der Macht von Sünde und Tode. Christlicher Glaube bringt die frohe Botschaft, dass Gott in seinem Sohn Jesus Christus die Menschen von Sünde und Tod befreit hat. Gott verlangt keine großartigen spirituellen Leistungen des Menschen, sondern allein den Glauben daran, dass die Erlösung Wirklichkeit geworden ist. In der Taufe setzt der Mensch ein Bekenntnis zu dieser Wirklichkeit und wird zugleich zu einem neuen Menschen, der von Sünde und Tod befreit ist und bereit ist, in das ewige Leben bei Gott hinüberzugehen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.
Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören. (1Kor 15,23)
Der Gläubige hat durch die Taufe schon Anteil am neuen Leben bei Gott, aber in seinem konkreten Leben bleibt er doch ein normaler Mensch. Er wird sterben, er kann wieder in Sünde fallen. Ist die Befreiung von Sünde und Tod tatsächlich Wirklichkeit geworden oder ist der christliche Glaube nur ein großer Bluff, der den Menschen etwas verspricht, das nicht real ist? Wer kann beweisen, dass das stimmt, was Paulus den Korinthern verkündet hat und was Apostel und Prediger zu allen Zeiten den Menschen verkünden?
Für die Auferstehung Jesu Christi gibt es Zeugen, Paulus selbst gehört zu diesen Zeugen. Paulus selbst hat erfahren, dass Jesus lebt, und auch jeder Gläubige kann diese Erfahrung machen. Wer den Glauben mit fester Überzeugung annimmt, wird erfahren, wie Jesus Christus sein Leben verwandelt. Bereits in dieser Welt gibt der Glaube Kraft und Hoffnung und hat die Macht, Tote lebendig und Kranke gesund zu machen. Das neue Leben Gottes wird also doch bereits in dieser Welt sichtbar.
Und doch gibt es eine gewisse Verzögerung. Die ersten Gläubigen hatten die Hoffnung, dass Jesus bald wiederkommen wird. Nun sind fast zweitausend Jahre vergangen und Jesus ist noch immer nicht gekommen. Das erfordert eine Bewährung des Glaubens, weil er immer wieder mit Zweifel und Anfechtung zu kämpfen hat. Nur Gott weiß, wann der Herr wiederkommen wird. Nur Gott weiß, warum er mit dem Kommen so lange zögert. Die Gläubigen aber sollen wachsam sein und stets bereit, dass dieser Tag überraschend kommen kann.
Wenn Jesus wiederkommt, wird er alle, die zu ihm gehören, in das neue Leben mit ihm führen und er wird der Welt seine Macht offenbaren.